Die Heuschreckensandwespe (Sphex funerarius)

Sie ist groß! Sie ist stark! Sie ist laut! Sie ist mutig! Kurzum: Sie fällt auf!
Die Rede ist von der Heuschreckensandwespe Sphex funerarius. Kenner der Wespen-Szene horchen auf, wenn sie den Namen SPHEX (Aussprache: sfeks) hören, denn in dieser Gattung gibt es bei uns in Deutschland nur eine einzige Art, nämlich die Heuschreckensandwespe - und sie ist die größte einheimische Grabwespe! Entomologen reden meistens respektvoll von "dem Sphex". Mit seinen stattlichen 26 mm hebt er sich von unserer ansonsten eher kleinformatigen Insektenwelt fast bedrohlich ab. Auch ich werde in dieser Reportage den majestätischen Kraftprotz kurz "Sphex" nennen.

Der Sphex liebt Wärme und Trockenheit. In Südeuropa weit verbreitet, kommt er in Deutschland nur sehr vereinzelt in heißen, sandigen und regenarmen Gegenden vor. Sanddünen, Sandtrockenrasen und Silbergrasfluren sind seine Lebensräume. In kühlen, nassen Sommern lässt er sich überhaupt nicht blicken. Da kann er sogar über mehrere Jahre verschwinden, um dann in einem heißen Sommer wie aus dem Nichts plötzlich wieder aufzutauchen.

Nahrung

Wenn der Sphex erscheint, dann in den heißesten Wochen des Sommers, ab Ende Juni, und in warmen Jahren bis in den September hinein. Er ist ein fleißiger Blütenbesucher. Am liebsten nascht er den Nektar von Thymian (Thymus serpyllum), Berg-Sandglöckchen (Jasione montana), Mauerpfeffer (Sedum acre) oder, wie auf den beiden folgenden Fotos, von Feld-Mannstreu (Eryngium campestre).

Das Sphex-Weibchen bei der Nektaraufnahme auf Feld-Mannstreu (Eryngium campestre).

Nestbau

Anfang Juli beginnt das Weibchen mit dem Nestbau. Es sucht sich auf dem Sandboden eine Stelle mit möglichst wenig Pflanzenbewuchs - und fängt an zu graben.

Dazu knickt es seine kräftigen, lang bedornten Vorderbeine nach innen ein und zieht sie - einem Rechen gleich - mit ruckartigen Bewegungen von vorne über den Sand bis unter den Körper. Das Ergebnis: Der Sand wird effektvoll nach hinten fortgeschleudert.
Gegraben wird in der Regel im Gleichtakt. 

Das Ganze geschieht in hoher Geschwindigkeit. Da kann es auch mal passieren, dass die Wespe mit einem Bein hängen bleibt, mit dem anderen aber bereits weiter recht. Dann wird eben im Wechseltakt gescharrt - zumindest kurzfristig!

Nach etwa 2 cm Röhrentiefe ändert der Sphex seine Grabmethode: Nun läuft er vorwärts in das Loch hinein, kratzt und beißt am Grund der Röhre Sand los und drückt ihn als Kugel geformt mit den Vorderbeinen an die Kopfunterseite. Im Rückwärtsgang trägt er die Sandladung nach draußen, ...

... lässt sie einige Zentimeter vom Nesteingang entfernt unter Anheben des Körpers fallen ...

... und schleudert sie mit einigen kräftigen Scharrbewegungen unter dem Körper hindurch nach hinten.

Daraufhin rast die Wespe wieder vorwärts ins Nest, entschlossen, mit der gleichen Technik die nächste Sandladung zu holen.

Der gesamte Vorgang läuft in großer Schnelligkeit ab - in scheinbar endlosen Wiederholungen, ... 

... bis ein etwa 15 Zentimeter langer Gang entstanden ist. An dessen Ende liegt eine Brutkammer.

Durch das kräftige Wegschleudern des Sandes verteilt der Sphex das Auswurfmaterial gleichmäßig in einem größeren, fächerförmigen Bereich vor dem Nesteingang. Der Vorteil: Das Nest der Sphex-Dame ist nicht schon von weit her sichtbar!

Während der Grabarbeiten streicht sich der Sphex immer wieder mit seinen Vorderbeinen über die Fühler.

Auf den Antennen sitzen zahlreiche sehr empfindliche Sinnesorgane. Deren Säuberung hat hohe Priorität. Während ein grabender Sphex häufig recht "schmutzig" ist, sind seine Fühler stets blitzeblank!

Aggregation

Ein Sphex nistet nicht gerne alleine! Sagt ihm der Lebensraum zu, finden sich in der Regel mehrere Sphexe ein und graben ihre Nester auf engem Raum nahe nebeneinander. Das Foto zeigt eine Kolonie zahlreicher Sphex-Weibchen auf einer Sandfläche, die zunehmend mit trockenresistenten Moosen und Flechten zuwächst. Jeder helle Sandauswurf entspricht einem Sphex-Nest. Solche Anhäufungen werden Aggregationen genannt. Trotz der räumlichen Nähe nistet jedoch letztendlich jeder Sphex für sich alleine.

Fühlt sich ein Sphex bedroht, stellt er sich mutig der vermeintlichen Gefahr. Nähert man sich beispielsweise ein wenig zu schnell einer Sphex-Kolonie, fliegen sofort einige Sphexe auf und schwirren in hektischem Hin- und Herflug wenige Zentimeter vor dem eigenen Gesicht, den potentiellen Angreifer pausenlos anvisierend. Durch das gleichzeitige Herabhängenlassen der Beine und das erregte Hochstellen des Hinterleibs erhalten die Wespenkörper zusätzlich eine hohe Spannung, und zudem produzieren sie mit ihren Flügeln ein bedrohlich wirkendes Schwirrgeräusch. Kurzum: So ein Sphex ist eine imposante Erscheinung!
Doch das Ganze findet ausschließlich auf der Ebene der Bedrohung und Abschreckung statt. Unmittelbar angreifen würde Sphex nie! Einzige Ausnahme: Er wird körperlich direkt in Bedrängnis gebracht, zum Beispiel durch das Fangen mit den Händen. Dann kann ein Sphex auch mal schmerzhaft zustechen. Zumindest eine Sphex-Dame. Sie gehört nämlich zu den wenigen Grabwespen, deren Wehrstachel hart genug ist, die menschliche Haut zu durchdringen. Männchen haben keinen Wehrstachel, können somit auch nicht stechen.




Ausblick auf einige weitere Inhalte dieser Bildreportage:
- Beutefang
- Beutespektrum
- Beutetransport
- Beuteeinzug ins Nest
- Nest-Querschnitt
- Brutkammer
- Feinde des Sphex
- Nestverschluss

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